UNDER THE GROUND

Titel, Wann, Wo

UNDER THE GROUND

Oktober 2021

Floating University Berlin

Forschungsfrage/-thema

Gemeinsam mit der Performance-Künstlerin Eva Meyer-Keller, die sich seit einigen Jahren in ihren Arbeiten mit den Naturwissenschaften beschäftigt, forschten 31 Jugendliche zu den Themen Erde, Dunkelheit und Transformation. Wir betrachteten, wie sich Dinge und Lebewesen in den dunklen Schichten unter der Erde verändern, wachsen und verwesen. Wir suchten nach Verbindungen zu unserem Sein. Was befindet sich unter unserer Oberfläche? Was bringt das Dunkle an verborgenen Wünschen und Wesen, an Veränderung und Schönheit hervor? 

Initiierende / Projektleitung

Eva Meyer-Keller

Anja Fiedler, Ute Lindenbeck und Sabine Zahn

Beteiligte Institutionen/Kontext und Anbindung

Kids Uni @ Floating University Berlin

FRI-XBERG Jugendkunstschule Berlin

Mitforschende

Jugendliche zwischen 13-16:
Sayed, Kaan, Phil, Tamim, Adahan, Nana, Rayan, Sahraa, Sarah, Saliha, Beyda, Aleks, Mustafa, Dilan, Jerome, Havin, Tarek, Ere, Omer, Myren, Janus, Sepsis, Ebru, Kurdelen, Vy, Kajsa, Leni, Muntez, Mustak, Ilham, Dido

Außerdem: Agata Siniarska, Emilia Schlosser, David Reuter

Forschungsverfahren & Mittel

Mit unterschiedlichen Mitteln gingen wir gemeinsam Boden, Schlamm und Wasser auf den Grund, und suchten dabei nach Geschichten zum Leben zwischen Licht und Schatten.

Die Floating University im überwucherten Regenrückhaltebecken des Tempelhofer Feldes, ist ein Ort, der Experimenten zwischen Kunst und Ökologie gewidmet ist. Und sie stellte sich als der perfekte Ort heraus, um in die Tiefe zu gehen: von dort erstreckt sich nämlich ein ganzes Netz unterirdischer Tunnel unter Tempelhof. Durch Beobachtung in der Dunkelheit dieser unbekannten Umgebung tasteten sich eine täglich wechselnde Gruppe von Jugendlichen an eine eigene Erforschung ihrer Umwelt heran. Mit Mikroskop und einer Kamera mit Mikrolinse nahmen sie Proben des scheinbar Unscheinbaren unter die Lupe: sie begutachten das übersehene Leben im Wasser, die Geschichten in Schlamm und Erde, und setzen in Szene, was sich da plötzlich als lebendig herausstellte.

Hat die Erkundung des Bodens das Unsichtbare in den Bereich des Wahrnehmbaren gerückt, dann offenbarte sich dabei auch, wie vergänglich das Leben ist. Gleichzeitig ist der Boden ein Ort der Transformation, des Wachstums und der Entstehung neuen Lebens. Die gemeinsamen Ausflüge in die Tiefe gaben Gelegenheit zu einem Austausch über die aktuelle Lebensphase der Teenager: über eigene Veränderungen, Geheimnisse und Schattenseiten des Erwachsenwerdens. Wie werden sie auf einmal anders behandelt, wenn sie schon nicht mehr als Kinder, aber auch noch nicht als Erwachsene wahrgenommen werden?
Aus Gesprächen, die wir über diese Transformationen und die damit einhergehenden Schmerzen führten, schrieben wir für die Abschlusspräsentation Texte. Diese lasen die Jugendlichen während auf Projektionsflächen ihre mikroskopierten Begegnungen mit der Erde und ihren lebendigen Bewohner*innen zu sehen waren.

Präsentationsformate/Dokumentationsformen

Präsentation

Prozessorganisation/Dauer

Eine Woche lang fanden immer nachmittags dreistündige Workshops mit wechselnden Kleingruppen statt. Die Woche wurde abgeschlossen mit zwei Präsentationen.

Forschungsergebnisse

Diese Reise unter die Erde, in der die Jugendliche den Mikroprozessen im Schlamm und im Wasser nachspürten, verschiebt den Blick auf unsere Umwelt. Der Boden unter unseren Füßen scheint zunächst still und omnipräsent. Er trägt uns und ist doch eigentlich noch so viel mehr. In ihm tummeln sich Mikroorganismen, die im Dunkeln in komplexen Verwertungskreisläufen Material zersetzen. Er ist es ein Ort der Transformation, des Wachsens und des Entstehens neuen Lebens.

Im Laufe dieser Erkundung reflektierten die Jugendlichen ihre Erfahrungen in der Pubertät, die geprägt ist von Veränderungen, von Transformationen, die zu einem grossen Teil im Verborgenen stattfinden. Die Beschäftigung mit dem Boden und den Transformationen in ihm als Anlass, um über Veränderungen in unserem täglichen Leben zu sprechen, machte möglich, einen forschenden Blick zu eröffnen auf die verschiedenen Perspektiven, die uns hier begegnen können: von einer einzelligen Kieselalge (die in dem Wasser auf dem Gelände der Floating University zu finden ist) bis zu uns Menschen. Wie in der Erdmasse trifft in diesem Projekt alle(s) aufeinander und reagiert miteinander. So hat sich über das Graben in naturwissenschaftlichen Themen auch eine Beschäftigung damit aufmacht, wie wir uns selbst wahrnehmen. Denn die Art und Weise, wie wir uns den Mikroprozessen im Schlamm und Wasser widmen sagt vielleicht auch etwas darüber aus, wie wir uns im Bezug auf unsere Umwelt verstehen.

Die Jugendlichen konnten in diesem Projekt aber auch die Erfahrung machen, eigene Handlungsräume für sich zu gestalten und sich als Forschende ihren eigenen Interessen zu widmen. Da UNDER THE GROUND mit einer sehr losen Gruppe von wechselnden Teilnehmenden durchgeführt wurde, wäre es durchaus denkbar, die Forschungsmethodik nochmal auszuarbeiten. Das erste Projekt im Oktober 2021 reizt also dazu an, zukünftig weiterentwickelt zu werden.

Referenzen & Sonstiges

Eva Meyer-Keller: http://evamk.de/works
 

https://floating-berlin.org/programmes/kids-uni/kidsuni-2021/under-the-ground/