KAPUTT. Akademie der Zerstörung.

Titel, Wann, Wo

KAPUTT. Akademie der Zerstörung.

2017 - 23

London, Tate Modern / Tate Exchange

Hamburg, FUNDUS THEATER / Forschungstheater FT u.a.

Forschungsfrage/-thema

Wie steht Zerstörung in der Gesellschaft zu Zerstörung als künstlerische Praxis? Kann die Kunst der Zerstörung helfen, sogenanntes destruktives Verhalten von Kindern und Jugendlichen anders zu rahmen und künstlerisch produktiv zu machen? Wer hat das Recht etwas kaputt zu machen, wer nicht? Ist die gesellschaftliche Wahrnehmung von Zerstörung veränderbar? Wird Zerstörung als Kehrseite von Gestaltung verdrängt? Welche Arten von Zerstörung kennen wir? Wie steht Zerstörung zum Verhältnis der Generationen (Klimakrise vs. Vandalismus)? Die Akademien waren dem 2016 verstorbenen Performancekünstler Gustav Metzger gewidmet, dem Erfinder der Performancekunst der Zerstörung. Gustav Metzger, der als Kind jüdischer Eltern den Holocaust überlebte, hat die Kunst der Zerstörung als eine Arbeit für den Frieden verstanden.

Initiierende / Projektleitung

Sibylle Peters, Forschungstheater/Theatre of Research

Beteiligte Institutionen/Kontext und Anbindung

Die Londoner Akademie wurde produziert in Zusammenarbeit mit der Live Art Development Agency London, mit Tate Learning und Tate Exchange und fand in der Gallerie Tate Exchange statt.
Die Hamburger Version fand im Kontext des Festival für intergenerationelle Performance Dangerous Minds im FUNDUS THEATER / Forschungstheater FT statt.
Die aus der Akademie entstandene Kaputt-Werkstatt wurde später von Live Art Denmark übernommen.

Mitforschende

Die Akademien der Zerstörung I und II bestanden jeweils aus einem Lehrkörper von 12 „Professor*innen“, sechs Kindern und sechs Erwachsenen. Die Kinder hatten im Rahmen von PLAYINGUP-Workshops (Einführungen in die Performancekunst) besonderes Interesse an der Kunst der Zerstörung gezeigt. Die Erwachsenen waren vor allem Künstler*innen, in deren künstlerischer Praxis Zerstörung eine wichtige Rolle spielt. Mitglieder der Akademie waren Armin Chodzinski, Zoe Laughlin, Heike Roms, Matthias Anton, Eva Meyer-Keller, Martin O’Brien, Ansuman Biswas, u.v.a. (siehe Filmdokumentation).

Weitere Mitforschende: Hanno Krieg, Christopher Weymann, Hannah Kowalski, Katharina Duve, Lois Keidan, Susan Sheddan und Jessie McLaughlin. Außerdem Studierende des Studiengangs Heterotopia der Folkwang Universität, die nach dem Besuch der ersten Akademie einen Salon der Zerstörung mit eigenen Arbeiten im PACT Zollverein in Essen präsentierten.

Forschungsverfahren & Mittel

Die Akademien der Zerstörung I und II dauerten jeweils vier Tage, während derer der gesamte Lehrkörper, Kinder und Erwachsene, anwesend waren. Alle Professor*innen, Kinder und Erwachsene gleichermaßen, waren dabei verantwortlich für jeweils eine Session der Akademie. In jeder Session ging es entsprechend um den spezifischen Zugang des Akademie-Mitglieds zur Zerstörung und damit um einen bestimmten thematischen Schwerpunkt zum Beispiel: Zerstörung in der Materialwissenschaft, Zerstörung in der Schule, Zerstörung in digitalen Spielen und Animes, etc. . Gemeinsam wurde in jeder Session etwas kaputt gemacht bzw. ein Zerstörungsexperiment durchgeführt und über Zerstörung reflektiert bzw. diskutiert. Dabei korrespondierten jeweils die Sessions eines Kindes und eines Erwachsenen Alle Sessions waren öffentlich und erlaubten dem Publikum eine aktive Teilnahme. Neben dem Labor/Hörsaal gab es in der Akademie der Zerstörung auch ein Archiv der Zerstörungskunst und einen Übungsraum. Besucher*innen konnten durch das Absolvieren verschiedener Stationen bzw. Programmpunkte ein Diplom der Zerstörung erhalten.

Präsentationsformate/Dokumentationsformen

Die Akademie der Zerstörung war eine Institution auf Probe und zugleich eine heterotopische Zone.
Es gab zwölf öffentliche Sessions der Akademie mit Vortragsperformances, Schau- und MItmach-Experimenten, Gesprächen, Interviews und Spielen.
Beide Akademien wurden durch ein Video-Logbuch dokumentiert, das als Video-Manifest der Zerstörung I und II in Ausschnitten publiziert ist. (LINK ZUM VIDEO WIRD NACHGELIEFERT.)
Im Anschluss an die Akademie der Zerstörung entwickelte das Team des Forschungstheaters die KAPUTT-Werkstatt, einen Workshop zur Einführung in die Kunst der Zerstörung, der in Hamburg, Berlin, Kopenhagen und Mannheim mit mehreren Dutzend Gruppen von Kindern und Erwachsenen durchgeführt wurde.

Prozessorganisation/Dauer

Beide Akademien wurden jeweils mehrere Monate, u.a. mit der Durchführung zahlreicher PLAYING UP Workshops in Schulen und durch die Entwicklung der öffentlichen Sessions vorbereitet. Beide Akademien und die folgende Entwicklung der KAPUTT-Werkstatt erstreckten sich über drei Jahre 2016-2019.

Forschungsergebnisse

Forschungsergebnisse, darunter erstaunliche Erkenntnisse insbesondere der 24 Akademie-Mitglieder, sind in den beiden Video-Dokumentationen zu finden. Darüber hinaus wurde mit der Akademie der Zerstörung eine Performance-Didaktik entwickelt, die es erlaubt auch mit Kindern und Jugendlichen, die vermeintlich destruktives Verhalten zeigen, produktiv künstlerisch zu arbeiten.

Referenzen & Sonstiges

https://vimeo.com/user5140453

www.fundus-theater.de/mediathek

Peters, Sibylle: Heterotopian Research and the Performative What If? From the Salon of Destruction to the Animals of Manchester. In: Heterotopia. Andere Räume gestalten, hg. von Marion Digel, Sebastian Goldschmidtböing und Sibylle Peters, Hamburg 2019

© tate
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